STOCK-CLUB
WOLNZACH

 

"Eisstockschiassn"

einst:
"Auf'n Weiher"

Es ist ein kalter Winter um die Jahrhundertwende. Obwohl es nur noch 14 Tage bis Weihnachten sind, liegt kaum Schnee über den längst abgeernteten Feldern. Dafür fegt der "böhmische Wind" übern Bayerischen Wald her und bringt klirrende Kälte mit.

Der Wimbeck-Bauer steht am Gartenzaun und schaut hinunter zum Höfter-Weiher. Das ins Eis eingefrorene Schilf raschelt leise im Wind. Ab und zu kracht das Eis. "Es hebt" sagt der Bauer und geht über den Hof zur Scheune. Mit einer dreizinkigen Gabel räumt er Heu und Stroh hinter der knarrenden Türe weg. Dort steht der Eisstock. Vor Jahren hat ihn der Zimmerer Sepp aus einem alten Eichenstamm herausgedrechselt. Der Schmied Anderl schweißte einen dicken Eisenring herum. Dann brannte er noch die Buchstaben "WM" hinein. Man woaß nia!

Den Stui hat der Bauer selber gschnitzt, damit er richtig in der Hand liegt. Fast wia a Hackastui! Er tragt den Eisstock hinüber zum Roßstall. Die sechs schwergewichtigen Ackergäule wenden den Kopf zum Bauern hin. Eines wiehert leise und zufrieden. Es ist warm im Stall. Sie rasten jetzt von der schweren Arbeit des Pflügens. Der Bauer stellt den Eisstock in den Wassergrand. In der Hitze des Sommers ist das Holz ein wenig geschwunden. Der Ring ist locker. Aber bis zum Sonntag nach dem Mittagessen sitzt er wieder fest.

Sonntagmorgen fünf Uhr. Kühe melken, Rösser füttern, Saustall misten. Hochamt in der Dorfkirche. Links knien die Bäuerinnen, das Kopftuch fest über den Haarknoten gebunden in den Kirchenstühlen. Rechts hocken die Bauern mit aufgeschlagenen Mantelkrägen. Vor den Gesichtern steht der weiße Atem. So kalt ist es in der Kirche.

Nach dem Gottesdienst eilen die Frauen zu den Bauernhöfen. Um elf Uhr ist Essenszeit. Auch die Bauern gehen nicht wie sonst zum Strobl-Wirt, denn heute wird "Eisgschossn" aufn Höfter-Weiher. Fast dauert heute das Essen zu lange. Schnell legt der Bauer Messer und Gabel weg. Das bedeutet das Ende des Essens. Knechte und Mägde sind ein wenig überrascht.

Der Bauer zwängt seine Füße in die hohen Lederstiefel und nimmt die schwere Lodenjoppe vom Haken. Dann klemmt er die mit einem Stahlbügel zusammengehaltenen Ohrenschützer - außen aus schwarzem und innen aus rotem Samt - über seine beiden Ohren. Dann stülpt er den grünen Velourhut über den Kopf und schiebt beide Hände in die grauen Schafwollfäustlinge.

In der Gred lupft er den schweren Eisstock auf die Schulter und stapft gegen den kalten Ostwind zum Weiher. Der Hofhund, zwar nicht reinrassig, aber gutmütig, läuft mit hängenden Ohren hinterdrein. Als er dort ankommt, schneidet der Schmied Anderl gerade mit seinem feststehenden Messer die "Fuaßn" ins Eis. An den beiden Enden des Weihers liegen die viereckigen "Holzdaubn", das begehrte Ziel des Eisstockschützen.

"San ma alle"
"Zammasteßn"

Die zehn Eisstöcke prellen dröhnend aneinander.

"Ihr seid's Eng"
"Weit schiaßt o"
"Verhungert net"
"den schiaßt ma naus"
"na, zwick'n weg"
"iaz feit der den Stock"
"Hundsvich, geh aus da Bo"
"Lass'n hoit dahoam"
"wer hat iaz"
"Eng"
"na Weit"
"nachad meß"
"mia ham"
"auszahln, tua des Fünferl her"
"auf a Neus"

Käme ein Fremder des Weges, er würde diese Ausdrücke vergeblich in einem Wörterbuch suchen.

So schießen sie den Weiher nauf und runter. Die Eisenringe zerkratzen das blauschimmernde Eis. Die Stöcke krachen aufeinander. Kaum daß der Wimbeck Zeit hat, sich mit seinen gefrorenen Fingern eine Prise Schnupftabak unter die Nase zu schieben. Jedem hängen die Eiszapfen vom gefrorenen Atem im Bart. Auch dem Strobl-Wirt seine Pfeife, die mit einem Flaschengummi befestigt zwischen seinen braunen Zähnen hängt, ist längst ausgegangen. So hallen ihre derben Worte und das Gekrache der Eisstöcke über die steinhart gefrorenen Felder bis hin zum nahen Höherwald.

"Oans deamma no, na muaß i hoam zum Mist'n."

Als jeder seinem Hof zustapft hat der Wind nachgelassen. Es beginnt langsam zu schneien. Und als sie sich beim Feldkreuz trennen, sagt der Wimbeck noch zum Wirt: "Morgn muaßt du de Bo auskehrn! So kommen sie fast jeden Nachmittag zum Weiher. Nur zwischen Weihnachten und Neujahr, an diesen großen Feiertagen, is a Ruah, da war des Schiassn a Sünd.

Einmal fehlt zwar der Zimmerer Hans. Er muss dem Grabmüller seinen Dachstuhl fertig zimmern. An einem anderen Tag muss der Wirt seine gefällten Bäume aus dem Wald ziehen. Der Wimbeck haut zwei Tage seinen "Wied" klein und der Schmied Anderl hat einen Haufen Arbeit mit den zerrissenen Roßgeschirren.

Es gibt viel Schnee in diesem Winter. Sogar der Weg zum Weiher wird ein wenig beschwerlich. Aber was tut's. Es geht auf Lichtmeß zu. Verschiedentlich scheint schon die Sonne. Der Schnee wird naß und schwer. Das Eis wird weich. Die Eisstöcke laufen nicht mehr so recht. Der Ring grabt in's Eis und bremst.

Über Nacht regnet es.

Wieder stehen sie auf dem Weiher. Plötzlich ziehen Risse durch's Eis. Es kracht bedenklich an den Ufern.

"s'Wasser druckt durch" schreit der Wirt;
"schau hi, de Daubn schwimmt scho" lacht der Wimbeck;
"iaz is gar für heuer"

ist die einhellige Meinung.

Und als der Wimbeck seinem Hof zustrebt, grünt in den ausgefahrenen Wagenspuren schon ganz zart der Huflattich.

Der Eisstock landet wieder hinterm Scheunentor. Wie der Bauer in die Stubn kommt, zündet die Bäuerin gerade das Petroleumlicht an, weil's z'finster wird zum Stricka.

So hat's erzählt der Großvater.


Vom "Eisstockschießen" zum modernen Stocksport...


Historie

"HISTORISCHE SPORTART MIT ZUKUNFT!"

Zu Beginn unseres Jahrhunderts entstanden die ersten Ansätze zum sportlichen Wettkampf. In den dreißiger Jahren hatte sich dieser Sport schon soweit durchgesetzt, daß es Deutsche Meisterschaften gab und bei den Olympischen Spielen 1936 in Garmisch - Partenkirchen auf dem Riessersee ein Vorführwettbewerb ausgetragen wurde.

Das Eisstockschießen fand von Anfang an schnell die Begeisterung der Bevölkerung. Besonders für die Bauern und Handwerker war es eine wunderbare Möglichkeit, die durch den Frost bedingte Untätigkeit im Winter spielerisch zu überwinden. Langsam entwickelte sich das Eisstockschießen vor allem in Bayern und Österreich zu einem Volkssport. Bereits auf einen Bild von Pieter Breughel, das zugefrorene Eisgrachten in den Niederlanden zeigt, sind Eisstockschützen zu sehen.

Der Eisstocksport, heute Stocksport, wird nicht nur in vielen Ländern Europas betrieben, sondern auch in Nord- und Südamerika, Australien, Afrika und Asien. Alle Nationen haben sich der Internationalen Föderation Eisstocksport (IFE, jetzt IFI) angeschlossen. Seit 1951 werden Europa und seit 1983 Weltmeisterschaften ausgetragen. In Deutschland wird in allen Bundesländern der Eisstocksport wettkampfmäßig betrieben. Fast überall ist er auch ein beliebter Freizeitsport, der in vielen Wintersportorten fester Bestandteil des sportlichen Angebots ist. (Auszug aus der Homepage von Johann Sigmund)

In seiner Festrede 1991 zum 100jährigen Jubiläum des Deutschen Eissportverbandes beschrieb Prof. Dr. Ommo Grupe* dieses Spiel wie folgt: "Als weitere Eissportart dann das Eisstockschießen, eine ganz andere Art von Sport, dem Boule, Boccia oder dem Klootschießen in Norddeutschland verwandt, ein Spiel in Gemeinschaft mit anderen, etwas gemächlich und doch mit viel Taktik und Raffinesse; aber auch das Eisstockschießen mit genauen Wettkampfregeln, mit Meisterschaften und Turnieren, so fanden u.a. 1983 die ersten Weltmeisterschaften in der Eissporthalle in Frankfurt statt."

Es gibt das Eisstockspiel als Mannschaftswettbewerb und als Einzeldisziplinen.

*) Prof. Ommo Grupe war bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1999 (erster) Direktor des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Tübingen. Er hat die Zeitschrift „Sportwissenschaft“ begründet und für sie über mehr als drei Jahrzehnte als geschäftsführender Herausgeber gewirkt. Zudem hatte Grupe zahlreiche Funktionen in Sportinstitutionen (u. a. 26 Jahre Vorsitzender des Direktoriums des Bundesinstituts für Sportwissenschaft) und Ehrenämter in Sportorganisationen inne (u. a. war er von 1986 bis 1994 Vize-Präsident des Deutschen Sportbundes).

Mehr zur Geschichte des Sports, siehe auch: "Eisstockschiassn"

 

 

Der moderne Stocksport heute...

Die wichtigsten Regeln schnell erklärt

 

EISSCHIESSEN MIT DEM STOCK
 

Es ist eine Sportart mit viel Tradition und ein Sport, der mit einem zum Gleiten gebrachten Eisstock auf Eis oder anderen Bahnen, wie Asphalt oder Kunststoff, betrieben wird. Der Eisstock besteht aus einem Kunststoff-Stockkörper mit Metall-Ring (meist Chrom, Schwarzchrom oder Edelstahl), verschiedenen Laufsohlen und dem Stiel. Das Sportgerät hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 4,62 kg bis 5,41 kg (Schülerstock ca. 4,1 kg).

Das Gesamtgewicht setzt sich wie folgt zusammen:
Stockkörper: 3,50 bis 3,83 kg (Schülerstock: 2,73 bis 2,78 kg)
Laufsohle: 0,85 bis 1,15 kg
Stiel: 0,27 bis 0,43 kg

Auf Eis sind die Laufsohlen aus Gummi und auf Asphalt aus Kunststoff. Je weicher die Mischung, desto langsamer läuft der Eisstock. Je nach Aufgabenstellung wird der Eisschütze eine langsame Platte (zum Daubenmaß setzen) oder eine schnelle Platte (zum "Abschießen" eines Gegnerstockes) aufziehen. Zur Ausrüstung gehören vor allem feste Winterschuhe mit einer rutschfesten Gummisohle oder im Sommer stabile Turnschuhe, sowie mehrere Laufsohlen zum Wechseln und ein Laufsohlenständer.

Alle Maße, Gewichte und Materialeigenschaften der Wettbewerbsgeräte sind im offiziellen Regelbuch der IFI (IER und ISpO) genau geregelt.

Ein Spiel hat 6 Kehren, die jeweils dann beendet sind, wenn beide Mannschaften in einer Schußrichtung alle Stöcke gespielt haben und das Ergebnis von den Spielführern festgestellt ist. Eine Mannschaft schießt die 1. Kehre an, dann die 3. und 5., während die gegnerische Mannschaft die 2., 4. und 6. Kehre anschießt. Hat ein Stock der anschießenden Mannschaft das Zielfeld erreicht und bleibt in diesem stehen, dann wird von der gegnerischen nachgeschossen. In der Folge muß dann eine Mannschaft solange nachschießen, bis die Beststellung eines ihrer Stöcke zur Daube erreicht ist.

Gleiche Entfernung gegnerischer Stöcke zur Daube ergibt noch keine Beststellung und gilt bei Kehrenende als unentschieden. Wenn ein Spieler so schießt, daß alle Stöcke das Spielfeld verlassen, muß ein Spieler seiner Mannschaft nachschießen. Jede Mannschaft muß bemüht sein, zumindest einen eigenen Stock am nächsten an der Zielscheibe zu platzieren. Für ein besseres Ergebnis ist es aber nötig, daß nach Beendigung der Kehre zwei, drei oder gar alle vier Stöcke der eigenen Mannschaft näher zur Daube stehen als der beststehende Stock des Gegners. Nur dann werden sie mit Punkten bewertet.

Das Eisstockspiel ist ein Wettspiel von jeweils zwei Mannschaften gegeneinander, bei dem es um die Beststellung (kürzeste Entfernung) der Stöcke der eigenen Mannschaften zum Ziel geht. Das Ziel, die "Daube" - ein kreisrunder Hartgummi-Puck mit 12 cm Durchmesser - ist ein im Zielfeld beweglicher Zielgegenstand. Das Zielfeld mißt 3 mal 6 Meter und ist ca. 25 Meter vom Abschußpunkt des Spielers entfernt.

Wird die Daube aus dem Zielfeld geschossen, so wird sie wieder auf das Mittelkreuz des Zielfeldes gelegt, auf dem sie zu Beginn des Spiels und jeder Kehre dieses Spiels zu liegen hat. Eine "Kehre" ist ein Teilabschnitt des Spiels. Das Bestreben, mit dem eigenen Stock möglichst nahe an die Daube zu kommen, kann erreicht werden, indem der Schütze versucht, seinen Stock näher zur Daube zu spielen als der Gegner oder den gegnerischen Stock wegzuschießen oder die Lage der Daube mit dem gespielten Stock durch Bewegen im Zielfeld günstig (für die eigene Mannschaft) zu verändern. Eine Mannschaft besteht aus 4 Spielern, von denen jeder pro Kehre einen Schuß mit seinem Eisstock von der Abspielstelle ohne Anlauf in das Zielfeld abgeben muß.

Zur Wertung zählt der der Daube nächststehende Stock 3 Punkte. Jeder weitere Stock der gleichen Mannschaft, der ebenfalls näher zur Daube steht als der beststehende Stock des Gegners, erhält 2 weitere Punkte. Insgesamt sind also von einer Mannschaft pro Kehre maximal 3 + 2 + 2 + 2 = 9 Punkte zu erzielen. Der oder die Stöcke des Gegners erhalten in dieser Kehre keine Punkte. Bei gleicher Entfernung gegnerischer Stöcke zur Daube werden für diese Stöcke keine Punkte vergeben. Der Spielsieger ist diejenige Mannschaft, die in den 6 Kehren die höhere Stockpunktsumme erreicht. Bei gleicher Stockpunktsumme für beide Mannschaften endet das Spiel unentschieden.

Für die optimale Handhabung sind wichtig:

  • ein fester und sicherer Stand zum Abstoßen auf der Standvorrichtung, bzw. Abspielstelle
  • ein harmonisches Schwingen mit der Arm- und Wurfhandbei der Abgabe des Schusses
  • das Abdrücken mit dem Standbein und der gleichzeitige Ausfallschritt mit den vorgestellten Bein. Im Gegensatz zum Kegeln gibt es keinen Anlauf und nur wenige Schritte Auslauf.

Stocksport bei Wikipedia

 

 

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